30 Jahre Hundesportverein Dresden-Neustadt
30 Jahre sind ein langer Abschnitt im menschlichen Leben. Viele Eindrücke, die man als junger, ins Leben eintretender Mensch aufgenommen hat, sind verblasst oder verklärt. Menschen, die sich an die allerbesten Jahre ihres Lebens vor 30 Jahren zurückerinnern, sind heute im Rentenalter und betrachten diese Zeit als ihr Leben und schwärmen gelegentlich von der „guten alten Zeit damals“ - und werden dabei von den Jüngeren nicht so recht verstanden. Und doch interessiert es, wie alles entstanden ist und sich entwickelte.
Hat man den Hundesport im Auge, so erscheint diese Zeitspanne noch länger. Ein Hund lebt in der Regel 8 bis 12 Jahre. Alle 4 Jahre tritt eine neue Generation auf den Plan. Nach 30 Jahren sind es nur wenige Auserwählte, die Legende wurden und in der Erinnerung mehrerer haften bleiben. Und doch haben sowohl Hundesportler als auch ihre treuen Gefährten die Entwicklung bestimmt und ihre Spuren hinterlassen. Vieles, was wir heute vor Augen haben, hat seinen Ursprung und seine Ursachen in dieser Entwicklung.
Der Hundesport, der nach dem Zusammenbruch 1945 allmählich wieder auflebte und sich zunächst auf Hundesportler der Vorkriegszeit und ein bescheidenes Zuchtmaterial stützte, wurde - wie alle gesellschaftlichen Tätigkeiten - zunehmend staatlich gelenkt. Die Dienst- und Gebrauchshundsportler wurden Anfang der 50er Jahre in der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) erfasst. Nach einigen Jahren, in dem Maße, in dem die GST sich immer mehr auf gezielte vormilitärische Ausbildung der Jugend orientierte, erfolgte eine Umorientierung des Gebrauchshundesportes auf den Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK), wo er eine selbständige Sektion - „Sektion Dienst- und Gebrauchshundewesen“ (SDG) - bildete. Die Interessen der SDG-Mitglieder waren vielgestaltig. Sie reichten vom Auftrag an die Leitungen, in erster Linie ideologisch mit den Mitgliedern zu arbeiten, über das Interesse, bei Leistungsprüfungen und Wettkämpfen gute Platzierungen zu erreichen, über das Ziel, Zuchterfolge zu erreichen bis hin zum Bedürfnis, im Kreise Gleichgesinnter Kontakt zu pflegen. Am Rande sei noch bemerkt, dass die rassespezifischen Fragen der Zucht durch Spezialzuchtgemeinschaften (SZG) wahrgenommen wurden, die unter dem Dach des SDG-Präsidiums neben die straff zentralistisch aufgebaute SDG-Struktur gesetzt waren.
Und diese Unterschiedlichkeit der Interessen führte unter anderem zur Bildung der SDG-Grundorganisation Dresden-Neustadt. Sie entstand durch Abspaltung eines Teils der aktivsten Mitglieder von der SDG-Grundorganisation Deutsche Boxer Dresden. Die GO Deutsche Boxer war die Nachfolgerin des Dresdener Boxerclubs, der an sich auf lange Tradition zurückblicken konnte. Ihren Sitz hatte diese GO in dem ehemaligen Ausflugslokal Milchgarten in der Friedrichstadt (Ecke Magdeburger Straße/ Schlachthofstraße). Sie war eine fast ausschließlich auf den Deutschen Boxer orientierte SDG-Grundorganisation. Bedenkt man, dass die Politik der Abgrenzung beider deutscher Staaten voneinander, die in den 60er Jahren ihren Höhepunkt erreichte, sich auch auf den Hundesport auswirkte und für die Boxerleute einen Abbruch der Verbindungen mit der Münchner Zentrale bedeutete, kann man sich vorstellen, dass zusätzliche Belastungen innerhalb der Geschlossenheit des Vereins auftreten mussten.
zusammengestellt von Rudi Foerster und Achim Schulze
Dresden, im August 1996